Remote-Access-Trojaner (RATs) sind so etwas wie die Mausefallen der Hackerwelt und als solche sind sie kaum noch zu verbessern.
Mit Hilfe von RATs gelingt es Hackern in ein Zielsystem einzudringen. Sobald die schädliche Fracht (meist über eine Phishing-E-Mail) auf Client-Seite installiert ist, kann der Angreifer sich Dateien anzeigen lassen und abgreifen, zusätzliche Malware laden, Anwendungen starten und Shells erstellen.
Der RAT sitzt auf dem C2-Server des Hackers und lauscht an Port 80. So bleibt der RAT-Datenverkehr verborgen und sieht wie eine ganz normale Web-Interaktion aus. Zudem verfügen RATs über integrierte Funktionen, die ihre Anwesenheit verschleiern.
Kurz gesagt: Es ist nicht ganz so einfach sie zu bemerken.
Raffiniertere RATs wie KilerRAT haben noch mehr zu bieten. Sie sind in der Lage, Tastatureingaben zu erfassen, auf Laptop-Kameras zuzugreifen und die Windows Registry direkt zu manipulieren.
Doch abgesehen von solchen Neuerungen sind aktuelle RATs den ersten Varianten, die wir in der Blog-Serie zu Penetrationstests beschrieben haben, im Grunde genommen sehr ähnlich.
Adwind, AlienSpy & Co. ändern die Spielregeln
Nun scheint allerdings ein Hacker-Labor eine noch bessere Art von RAT entwickelt zu haben. Sie nennt sich Adwind und ist quasi der König der Trojaner.
Laut Angaben der Spezialisten von Kaspersky, tauchte der RAT bereits 2013 zum ersten Mal auf.
Dass es für RATs und Schadprogramme im Internet einen florierenden Markt gibt auf dem man sie wie handelsübliche Software erwerben kann ist bekannt. Das Interessante speziell an diesem RAT aber ist, dass man die Schadsoftware nicht unbedingt kaufen muss.
Im Fall von Adwind wird die Malware in der Cloud gehostet und die Hacker bezahlen lediglich eine monatliche Gebühr. Je nach Bedarf kann man zusätzliche Features buchen und geeignete Phishing-E-Mail-Kampagnen auswählen. Das macht die ganze Sache auch für „Möchtegern“-Hacker und Anfänger in diesem Business interessant. Bei diesem Modell muss man nicht ein Mal selbst die Software installieren. Das wird alles für den Kunden erledigt.
Hinter diesem Trojan-as-a-Service-Geschäftsmodell stecken also ganz offensichtlich kluge Köpfe mit einem ausgeprägten Sinn fürs Geschäftliche.
Und noch etwas ist an Adwind ungewöhnlich: Er basiert auf Java und funktioniert deshalb unabhängig vom Betriebssystem. Es läuft auf Windows, Linux und jeder anderen Plattform mit einer Java-Laufzeitumgebung. Die Phishing-Mail mit der schädlichen Payload ist eigentlich eine JAR-Datei.
Die Malware-Szene ist äußerst lebendig, und es werden laufend Produktnamen geändert und neue Features hinzugefügt. 2015 kam AlienSpy als verbesserte Version von Adwind auf den Markt. Dieser innovative RAT kann Antiviren-Software nicht nur besser erkennen und deaktivieren – er ist sogar in der Lage die Benutzerkontensteuerung für Windows ausschalten. Auch er setzt den Allatori Java Obfuscator ein, ein Tool zum Verschleiern des Java-Codes. Hacker sind also durchaus darauf bedacht, ihr geistiges Eigentum zu schützen.
Der Nachfolger von AlienSpy
AlienSpy und sein Vorgänger waren bisher ziemlich erfolgreich. Laut Kaspersky haben sie in unter-schiedlichen Versionen mehr als 400.000 Systeme weltweit infiziert.
AlienSpy ist aber inzwischen sehr bekannt und umfassend untersucht worden. Deshalb wollten die Entwickler ein wenig Verwirrung stiften und benannten den RAT vor kurzem um. Er treibt jetzt als JSocket sein Unwesen. Angeblich wurden die Selbstverschlüsselungs-Funktionen optimiert, sodass es nun noch schwieriger ist, ihn zu analysieren.
Man darf also getrost davon ausgehen, dass es immer wieder neue Bedrohungen geben wird, die man nicht auf Anhieb erkennen wird. RATs sind inzwischen einfach zu einem Teil der IT-Welt geworden.
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